Mit der E-Bahn auf die Hallig

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Eine Hallig-Draisine wird elektrisch

 

Prototyp der E-Bahn

Die Batterie der Lore mit elektrischem Antrieb ist auf eine Reichweite von 24 km ausgelegt. Unter normalen Umständen kann damit die rund vier Kilometer lange Strecke vom Festland sechsmal gefahren werden.

 

Sie ruckeln, sie qualmen, sie sind kilometerweit zu hören – wenn die Einwohner der schleswig-holsteinischen Hallig Nordstrandischmoor ihren Wochenendeinkauf erledigen, machen Sie dies auf ungewöhnliche Art und Weise: Mithilfe einer dieselbetriebenen Draisine gelangen Sie über einen Damm zum 4 km entfernten Festland. Die Feldbahn mit 600 Millimetern Spurweite befreite die Bewohner in den 1930er-Jahren von ihrer Isolation mitten in der Nordsee. Der Landesbetrieb für  Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein betreibt die Strecke heute zur Beförderung von Baumaterial. Zudem besitzt jeder Haushalt eine eigene private Lore, zwölf Stück sind es an der Zahl.

Was idyllisch anmutet, lässt sich jedoch schwer mit der Lage der Hallig mitten im Nationalpark „Holsteinisches Wattenmeer“ vereinbaren: Dieselmotoren sind laut und es besteht ein ständiges Risiko durch Auslaufen, besonders gefährlich für das sensible Ökosystem Meer und die Zugvögel, die sich im Frühjahr und Herbst auf der Hallig aufhalten. Grund genug für die Bewohner Gerd Walter und Thore Siefert, sich Anfang 2019 eine Alternative zu überlegen: Zusammen mit Linde eMotion und dem Ingenieurbüro Reck Elektrofahrzeuge rüsteten sie ihre Lore mit einem modernen Elektromotor aus, der ursprünglich als Pumpenmotor in einer ausgelaufenen E-Stapler-Reihe von Linde diente. Entscheidender Faktor für dessen Wahl sind die ungewöhnlichen Fahrbedingungen der Draisine – regelmäßige Fahrt bei starkem Gegenwind und eine große Angriffsfläche auf offener See. Die Projektbeteiligten entschieden sich deshalb für eine größere Motorauslegung und haben den elektrischen Antrieb aus weiteren Linde-Komponenten zusammengestellt.

 

Linde-Komponenten für die Zentralelektrik

Alles außer der Batterie – Linde-Komponenten für die Zentralelektrik, Sicherungen und Fahrsteuerung unterstützen den leistungsstarken Motor.

 

Zusätzlich nahmen die Ingenieure von eMotion kleine Veränderungen an der Steuerungssoftware vor: Eine Funktion hindert das Fahrzeug beispielsweise bei angeschlossenem Ladestecker am Losfahren und sorgt so für mehr Sicherheit. Für die Besitzer vereint ihr Fahrzeug nun gleich mehrere Vorteile: Die Fahrt über See ist umweltfreundlicher und leiser, der Elektromotor wartungsfrei. Bei Problemen unterstützt die Diagnosesoftware „cOdi“ bei der Fehlersuche. Und mit einmaligem Laden kann die rund vier Kilometer lange Strecke zum Festland bis zu sechsmal befahren werden! Ein Vorreiter par excellence: Die wirkungsvolle und dennoch einfache Art der Umrüstung macht es möglich, dass die elf weiteren Hallig-Loren in der Gegend auf die gleiche Weise umgebaut und Verbrenner durch elektrische Antriebe ersetzt werden könnten. Ob dies das Ende des Dieselmotors auf der Hallig ist, wird die Zukunft zeigen.

 

Gerd Walter auf dem Prototyp der E-Lore

Mit dem Prototyp der E-Lore fährt Gerd Walter, einer der Initiatoren des Projekts, über die Bahngleise. 

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